Die Lage
5 Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums von Wernigerode am Nordrand des Harzes liegt die Gemeinde Silstedt. Diese zählt ca. 1000 Einwohner. Seit 1993 ist die Gemeinde ein Ortsteil der Stadt Wernigerode. Der Museumshof "Ernst Koch" bietet auf dem Dreiseithof eine Dauerausstellung landwirtschaftlicher Geräte aus alten Zeiten. Die Heimatstube des Museums zeigt Besuchern dagegen einen Einblick in das Leben auf dem Lande "zu Großmutters Zeiten". Darüber hinaus unterhält das Museum umfangreiche Sammlungen dörflicher Bekleidung sowie Handwerkskunst. Erwähnenswert sind auch die Dorfkirche St. Nikolai und die Vereinigung der Hobbysänger Silstedt, die sich der Pflege von Liedgut gewidmet hat.
Der Sportfreund
Der Sportfreund Badstieber ist ein Teil dieses kleinen, feinen mit landwirtschaftlichen Charakter geprägten Ortes. Hier ist er geboren und fühlt sich geborgen und wohl. Mit 76 Jahren genießt er seinen Ruhestand als Rentner. Sein Brot verdiente er als Berufskraftfahrer. Nach der Arbeit warteten 10 ha Landwirtschaft, Geflügel und natürlich auch noch die Brieftauben auf eine ordentliche Versorgung. Auf dem Dreiseitenhof seiner Eltern lebt er heute mit seinem Sohn und Familie und der Familie seines Bruders in beseelter Atmosphäre. Seine Tochter kommt oft und schaut nach dem Rechten. Leider verlor er seine Frau und seinen jüngsten Sohn viel zu früh. Die Tauben halten ihn jedoch bei bester Laune.
Wie alles begann...
1966 betrat Bernhard die Bühne des Brieftaubensports mit dem Beitritt in den Verein Derenburg. Schon 1970 begründete er mit einigen anderen Sportsfreunden seinen Verein Silstedt. Dieser ist eingebunden in die RV Wernigerode. Durch seine Eltern hatte er schon immer mit Tauben zu tun. Diese Tradition führt er bis heute in einfacher aber sehr erfolgreicher Weise fort.
Die Gegenwart
Das Jahr 2021 ist eines seiner erfolgreichsten Jahre im Brieftaubensport. Mit 5 Tauben in der Regionalverbandspitze ein unvergessliches Ergebnis. In der RV Siegerliste viele erstklassige Platzierungen in allen Meisterschaften. Eingesetzt wird in der 5 km entfernten Einsatzstelle Derenburg. Es ist eine von drei Einsatzstellen der RV. Gereist wird in totaler Witwerschaft. Dabei kommen Anfangs ca. 70-80 Tauben an den Start. Die Reiserichtung Ost bestimmt seit fünf Jahren die Auflassorte im Flugplan. Begonnen hat die RV-Wernigerode im Jahr 2022 mit 1707 Tauben und 39 Züchtern auf dem ersten Preisflug. Im Durchschnitt setzte die RV bei der Altreise 950 Tauben bei 30 Züchtern. Der Endflug ab Zyrardow 631 km des Regionalverbandes fand wegen Mangels an Beteiligung durch vorausgegangenen schlechten Flugverläufen leider ohne die RV-Wernigerode statt.
Die Freude am Sport und an der Heimkehr der Tauben hat der anspruchslose Sportfreund dennoch nicht verloren. Es geht bei Bernhard Badstieber nicht um Ruhm und Ehre, sondern um das Tier und den Austausch mit den Sportkammeraden. Auf die Pokale und die damit zusammen hängenden Erfolge ist er schon stolz, aber nicht weil er sich im Wettstreit als Sieger sieht, sondern eher weil er weiß, welche Arbeit, Konsequenz und Ausdauer dahinter stehen.
Die Reisetauben werden am 1. März verpaart. Seine Reiseschläge sind im Wohnhaus, oberes Geschoß untergebracht. Sie sind auf eine einfache Art und Weise gebaut. Gereinigt wird täglich mit Spachtel und Besen. Die eher schmalen Abteile mit einem Fenster, was gleichzeitig der Ausflug ist, erfüllen die Tauben mit Zufriedenheit.
Mit einer Kronleuchter Winde außerhalb der Schlagabteile, wird der Einflug geöffnet oder geschlossen.
Das ist nicht nur die einzige Besonderheit bei Bernhard, denn die Wettflugtauben werden in einem Transportkorb mittels Seilwinde an der Giebelseite des Hauses herunter gelassen. Das spart Kraft und Zeit.
Gefüttert wird mit Paloma Reise Ost, Jubiläumsmischung, Fettmischung und Diät-A Sonderklasse von Spinne. Ein kleiner Anteil des Futteranbieters Epol ist auch noch zu nennen. Vier Mahlzeiten vor dem Einsetzten der Tauben, im Alt- als auch Jungtaubenprogramm, werden Ernst Nebel Produkte eingesetzt. Das ganze Jahr jedoch wird eine Tinktur über das Wasser verabreicht, auf die der Sportfreund schwört. Kuhn Brieftauben-Tonikum, zur Zucht und besonders für die Reise ist wohl der Dreh- und Angelpunkt bei der Versorgung der Tauben. Bernhard schwört auf dieses Mittel und gönnt sich ab und an auch mal ein Schluck davon. Es hat weder ihm noch seinen Tauben geschadet, ganz im Gegenteil. Die Erfolge sprechen für sich.
Medikamente werden nur einmal vor der Reise in Form einer Kur gegen Trichomonaden verabreicht. Dies wird bei allen Tauben, also im Zucht- wie auch im Reiseschlag durchgeführt. Die obligatorische Paramyxo-Impfung erfolgt über den Tierarzt Jens Krzizak aus dem Nachbarort Heudeber. Der Zuchtschlag befindet sich im Garten. Dort sorgen diese ab Mitte Februar für Nachwuchs. Die Hühner sind gute Nachbarn und beeinflussen die Zuchttauben in keiner Weise. Der Bestand ist auf G. & S. Verkerk Tauben über Reinhard Faust aus Hattenheim und Josef Houben Tauben aufgebaut. Das war im Jahr 2010. Viele Tauben dieser Linien sind jetzt noch im Bestand. Kinder und Enkel bilden die Grundlage des Erfolgs. Schaut man sich die mit Hand geschriebenen Abstammungen der Erfolgstauben an, so entnimmt man daraus, dass es echte Badstieber‘s Züchtungen sind. Meist in zweiter oder gar dritter Generation aus den Ursprungstauben der oben erwähnten Linien!
Der Umgang mit den Jungen
Nach dem Absetzen wird der Schlag 3 Wochen nicht gereinigt. So lernen die kleinen Tauben mit Bakterien aller Art umzugehen. Nach diesen 3 Wochen folgen 2 Tage Adenosan von Cevita übers Futter, um an die nächsten 3 Wochen ohne Reinigung des Schlages anzuknüpfen. Nach Ablauf dieser Frist wird 2 Tage Cobel von Belgica De Weerd gereicht. Cobel wird 3 Wochen vor der Reise nochmals ins Futter gemischt. So konnten die letzten Jahre gute Erfahrungen ohne Anzeichen größerer Erkrankungen der Jungen gemacht werden. Trainiert wird privat 2 mal 15 km in Reiserichtung. Die vier RV-Vorflüge bringen die Jungen dann noch so richtig in Schwung.
Auf Anraten seiner Sportkameraden, so Bernhard Badstieber, meldete er sich in der Redaktion um vielleicht die Leistungen seiner Tauben in dieser Form zu ehren. Es war mir eine Vergnügen, einen kleinen Ausschnitt über seine Tauben und sein Leben aufs Papier zu bringen. Danke dafür und weiterhin „GUT FLUG“!
Die ASSE!